Humboldt-Universität zu Berlin - Philosophische Anthropologie

Humboldt-Universität zu Berlin | Institut für Philosophie | Philosophische Anthropologie | Lehre | Kommentiertes Verzeichnis der Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2014/15

Kommentiertes Verzeichnis der Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2014/15

 

UE Philosophische Schreibwerkstatt / Schreiben und Argumentieren

Geert Keil, Alexander Dinges

Veranst.Nr. 51 042

UL 6, 3103; ab Do., 16.10.2014, wöch. 10-12 Uhr

 

In diesem Kurs werden verschiedene Formen philosophischen Argumentierens und Schreibens eingeübt und diskutiert. Durch eigene schriftliche Übungen und deren Diskussion im Rahmen der Veranstaltung soll insbesondere gelernt werden, philosophische Argumente zu identifizieren und zu präsentieren, philosophische Probleme und Positionen klar und verständlich darzustellen und dabei verschiedene Dimensionen der Diskussion darüber zu unterscheiden (z. B. Position eines Autors oder einer Autorin/eigene Position, These/Argument für die These, Kritik an Gültigkeit eines Arguments/Kritik an dessen Prämissen). Dabei werden wir auch auf die verschiedenen Schritte des Anfertigens einer Hausarbeit eingehen. Der Kurs ist sowohl für das Modul „Schreiben und Argumentieren“ nach der neuen Studienordnung als auch für das Modul „Schlüsselqualifikationen“ (Philosophische Schreibwerkstatt oder Argumentation und Sprache) anrechenbar. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Bitte melden Sie sich unter alexander.dinges@hu-berlin.de an.

 

 

PS Sagen und Meinen: Eine Einführung in die sprachphilosophische Pragmatik / What is said and what is meant: Introduction to Pragmatics

Alexander Dinges, David Lanius

Veranst.Nr. 51 018

I 110, 241; ab Fr., 17.10.2014, wöch. 14-16 Uhr

 

Nicht immer sind das, was wir sagen, und das, was wir meinen, ganz dasselbe. Wenn du fragst „Kommst du zu meiner Feier?“ und ich antworte „Ich bin krank“, dann sage und meine ich in der Regel, dass ich krank bin. Damit der Satz „Ich bin krank“ aber überhaupt als eine Antwort auf deine Frage verstanden werden kann, muss ich auch meinen, dass ich (aufgrund meiner Krankheit) voraussichtlich nicht zu deiner Feier kommen werde. Manchmal meinen wir auch etwas ganz anderes, als wir sagen. Wenn ich sage „Das war ein endloser Vortrag“, dann sage ich, dass der Vortrag kein Ende hatte. Das kann aber nicht das sein, was ich meine. Schließlich hat jeder Vortrag ein Ende. Was ich mit einer solchen Aussage daher in der Regel meine, ist, dass mir der Vortrag ungewöhnlich lang schien. Diese „Implikaturen“ bilden das thematische Zentrum unseres Seminars. Wir werden uns fragen, wie solche Imprimaturen zustande kommen und worin genau der Unterschied zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten besteht.
Wie die obigen Beispiele zeigen, hängen Implikaturen von dem Kontext ab, in dem wir eine Aussage tätigen. Hättest du gefragt „Wie geht es dir?“, dann hätte ich mit meiner Antwort „Ich bin krank“ wohl nicht gemeint, dass ich nicht zu deiner nächsten Feier kommen werde. Aber auch das Gesagte hängt vom Kontext ab, wenn etwa der betreffende Satz einen mehrdeutigen Ausdruck enthält. Eine Aussage wie „Wir treffen uns vor der Bank“ kann je nach Kontext sagen, dass wir uns vor einem bestimmten Finanzinstitut oder vor einer bestimmten Parkbank treffen. Weitere Fragen, die wir uns im Seminar stellen wollen, sind daher, wie man Mehrdeutigkeit erkennt und wie sie sie sich vom ebenfalls kontext-sensitiven Phänomen der Implikatur unterscheidet.
Zuletzt soll es um die Frage gehen, welche Dinge man mit Sprache über das Sagen und Meinen hinaus tun kann. Wenn ein Pfarrer sagt „Ich taufe dich auf den Namen Gudrun“, dann sagt und meint er in der Regel, dass er dich auf diesen Namen tauft. Im richtigen Kontext tauft er dich jedoch tatsächlich, und zwar, indem er diese Worte spricht. Ähnliches gilt, wenn ich sage „Ich verspreche dir, mich zu bessern“. Wieder sage und meine ich, dass ich verspreche, mich zu bessern. Tatsächlich verspreche ich dies aber auch. Dieses Phänomen des Sprechakts – etwas durch Sprache zu tun – muss von Implikaturen unterschieden werden.
Die oben genannten Themenbereiche gehören allesamt zur (sprachphilosophischen) Pragmatik, über die wir uns in dem Seminar einen Überblick verschaffen werden.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, englischsprachige Texte zu lesen. Eine Teilnahme am Logikkurs und/oder einer Einführung in die Sprachphilosophie kann das Verständnis erleichtern, werden aber nicht vorausgesetzt.

 

 

PS Personale Autonomie / Personal Autonomy

Nora Kreft

Veranst.Nr. 51 022

UL 6, 2093; ab Di., 14.10.2014, wöch. 16-18 Uhr

 

Autonome Personen sind in wesentlichen Hinsichten selbstbestimmt: Sie verfügen selbständig über zentrale Bereiche ihres Lebens. Selbstbestimmung dieser Art hat einen hohen Wert für viele: Sie gilt nicht nur als wichtiger Bestandteil des guten menschlichen Lebens; sondern die Fähigkeit zur Autonomie wird auch oft als (Teil der) Begründung für die Würde von Personen gesehen. Aber was ist Autonomie genau und unter welchen Bedingungen sind wir autonom? Welche ‚äußeren’ Einflüsse sind kompatibel mit Autonomie und welche gefährden sie? Reicht es, sogenannte ‚higher order attitudes’ wie z. B. ‚second order desires’ auszubilden und ihnen gemäß zu handeln? Oder müssen diese ‚higher order attitudes’ die Form von rationalen Gründen annehmen? Brauchen wir gar eine Idee von ‚Akteurskausalität’, um Autonomie zu erklären? Im Seminar diskutieren wir diese und weitere Fragen anhand von zeitgenössischer Literatur zum Thema.

Lektüre zu Vorbereitung:
Buss, Sarah: ‘Personal Autonomy’, The Stanford Encylopedia of Philosophy, Spring 2014 Edition.

 

 

HS Aristoteles' Biologie / Aristotle's Biology

Nora Kreft

Veranst.Nr. 51 061

DOR 24, 1.406; ab Mi., 15.10.2014, wöch. 12-14 Uhr

 

Was sind Lebewesen? Worin unterscheiden sie sich von unbelebten Substanzen? Und wie unterscheiden sie sich untereinander - was sind Tiere im Vergleich zu Pflanzen? Und welche Tiere sind Menschen? Aristoteles hat sich intensiv mit diesen Fragen beschäftigt, u. a. um das Wesen von Menschen und ihr Verhältnis zur restlichen Natur besser zu verstehen. Um seine Gedanken nachzuvollziehen, lesen wir zentrale Ausschnitte aus seinen biologischen Schriften. Es wird dabei nicht nur um seine Philosophie des Lebens und der verschiedenen Lebensformen gehen, und damit verbunden um Begriffe wie ‚Form’, ‚Materie’, ‚Seele’, ‚Nous’ und Themen wie Fortpflanzung, Ernährung, Wahrnehmung, Vernunft. Sondern anfangs auch um seine wissenschaftliche Methode: Aristoteles gilt als Begründer der Biologie, weil er seiner Forschung über Lebewesen als erster eine substantielle Theorie von naturwissenschaftlicher Erkenntnis zugrunde legt. Als Antwort auf das berühmte Paradox des Lernens (aus Platons Menon) entwickelt er eine Theorie der Erkenntnis aufgrund von Beobachtung und wendet sie selbst an.

Literatur (u.a.)
- Analytica Posteriora
- Historia Animalium
- De Partibus Animalium
- De Anima