Humboldt-Universität zu Berlin - Praktische Philosophie/Ethik

Forschung und Projekte von Anne Burkard

 

Intuitionen in der Ethik (Dissertation)

Im Alltag ebenso wie in der Moralphilosophie fällen wir regelmäßig moralische Urteile, die mit einem Wahrheits- oder Korrektheitsanspruch einherzugehen scheinen. Wie aber können derartige Urteile epistemisch gerechtfertigt werden? So genannte intuitionistische Theorien moralischer Rechtfertigen sind Ansätze, die die Auffassung vertreten, dass moralische Intuitionen – in der Regel verstanden als basale oder nicht abgeleitete moralische Urteile – für diese Rechtfertigung eine legitime und unverzichtbare Rolle spielen.

Anliegen des Forschungsprojektes ist es, diese Ansätze in verschiedenen, gegenwärtig prominenten Spiel­arten vorzustellen, sie mit grundlegender Kritik zu konfrontieren und einer systematischen Bewertung zu unterziehen. Obwohl sie der Metaethik zuzurechnen ist, ist eine derartige Auseinandersetzung mit dem moralischen Intuitionismus insbesondere auch aus Sicht der normativen Ethik interessant. Denn die Legitimität der dort verbreiteten Praxis, zur Stützung oder Unterminierung einer ethischen Theorie bestimmte moralische Intuitionen anzuführen, hängt von der Akzeptabilität eben solcher Intuitionsrekurse ab, wie sie von intuitionistischen Theorien verteidigt wird.

Die Projektarbeit hat eine Bewertung des systematischen Potentials des moralischen Intuitionismus zum Ziel, die dessen theoretische Pointe ebenso ernst nimmt wie die diversen Schwierigkeiten, mit denen der Intuitionismus sich konfrontiert sieht. Zu diesem Zweck werden sowohl der kleinste gemeinsame Nenner als auch das weite Spektrum, das intuitionistische Positionen abdecken, dargelegt und diese Positionen mit grundlegenden Herausforderungen konfrontiert. Es wird schließlich dafür argumentiert, dass der moralische Intuitionismus in bestimmten Spielarten in der Lage ist, den Herausforderungen zu begegnen. Zugleich stellt jedoch die bedingte Verteidigung des Intuitionismus, die hier vorgenommen wird, ausdrücklich die Grenzen dieser Auffassung von moralischer Rechtfertigung heraus.

Das Projekt wurde im Dezember 2011 mit der Dissertationsschrift Intuitionen in der Ethik abgeschlossen.

Publikationen:

  • „Defending Moral Intuitionism Against Debunking Arguments“, in: Hoeltje, Miguel/Spitzley, Thomas/Spohn, Wolfgang (Hg.), GAP.8 Proceedings, 549-558. 
  • Intuitionen in der Ethik (2012), Münster: Mentis.
  • mit P. Brüllmann und Ch. Rapp: „Wirkung: Ethik“, in: Rapp, Christof/Corcilius, Klaus (Hg.) (2011), Aristoteles Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart: Metzler, 462-475.