Humboldt-Universität zu Berlin - Praktische Philosophie/Ethik

Wintersemester 2021/22

 


CO Philosophisches Kolloquium Th. Schmidt Präsenz Do. 16-18:30
VEV Einführung in die normative Ethik Th. Schmidt Digital Do. 10-12
HS Quietismus Th. Schmidt, Ph. Fox Präsenz Fr. 10-12
HS Die Tugend der Bescheidenheit F. Bunkenborg Präsenz Do. 14-16
PS Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit F. Bunkenborg Präsenz Fr. 12-14

 

CO Philosophisches Kolloquium

Thomas Schmidt

 

Veranst.-Nr. 51070

Präsenz; ab Do., 21.10.2021, wöchtl. 16:00-18:30 Uhr

 

Dieses Kolloquium richtet sich vor allem an Studierende vor dem Masterabschluss und an Promovierende. Es bietet ein Forum zur Diskussion im Entstehen begriffener eigener philosophischer Arbeiten. Die Teilnahme ist nur nach Rücksprache vor Semesterbeginn oder auf persönliche Einladung hin möglich.


 

VEV Einführung in die normative Ethik

Thomas Schmidt

 

Veranst.-Nr. 51002

Digital; ab Do., 21.10.2021, wöchtl. 10-12 Uhr

 

Anliegen der normativen Ethik ist es, Antworten auf inhaltliche moralische Fragen zu formulieren und zu begründen. Im Gegensatz zur sog. angewandten Ethik stehen in der normativen Ethik nicht vergleichsweise konkrete Probleme im Mittelpunkt des Interesses (etwa: „Was ist aus ethischer Sicht zu Embryonenforschung zu sagen?“), sondern vielmehr allgemeine ethische Fragestellungen wie beispielsweise: Welche allgemeinen Kriterien moralisch richtigen bzw. falschen Handeln lassen sich begründen? Ist die Unterscheidung zwischen aktivem Tun und passivem Geschehenlassen moralisch relevant? Hängt es von den Motiven der handelnden Person ab, ob eine Handlung moralisch richtig bzw. falsch ist? Wie lässt sich die tugendhafte Person allgemein charakterisieren?

Die Vorlesung bietet eine Einführung in wichtige Fragestellungen, Begriffe und Theorien der normativen Ethik.

 


 

HS Quietismus

Thomas Schmidt, Philip Fox

 

Veranst.-Nr. 51042

Präsenz; ab Fr., 22.10.2021, wöchtl. 10-12 Uhr

 

Der Quietismus ist eine philosophische Grundhaltung, der zufolge bestimmte philosophische Fragen irrelevant, unbeantwortbar, keiner ernsthaften Diskussion würdig oder sinnlos sind. Eine solche Haltung kann auf einen bestimmten Teilbereich philosophischer Fragen eingeschränkt sein (z. B. auf Probleme der Metaphysik), oder aber sich auf das philosophische Projekt ganz allgemein beziehen. Ihre charakteristische Skepsis gegenüber der Reichweite philosophischer Theoriebildung mag auch erklären, warum sich nur wenige Vertreter:innen quietistischer Thesen explizit zu dieser Position bekennen. In einem Überblicksartikel heißt es dazu pointiert: „Much like fanatics and hipsters, quietists are seldom quick to describe themselves as such“ (Kremm/Schafer, „Metaethical Quietism“, 2017).

In diesem Seminar werden wir diskutieren, was eine quietistische Haltung im Kern ausmacht und aus welchen Gründen sie attraktiv bzw. unattraktiv erscheinen mag. In einem ersten Teil werden wir uns dabei mit historisch einflussreichen Ausprägungen des Quietismus beschäftigen (z. B. L. Wittgenstein, H. Putnam, C. Wright). In einem zweiten Teil werden wir uns exemplarisch mit einigen neueren Arbeiten der Meta-Ethik beschäftigen, welche den Quietismus als eigenständige Position über das Wesen ethischer Wahrheiten in der Debatte populär gemacht haben.

 


 

HS Die Tugend der Bescheidenheit

Francesca Bunkenborg

 

Veranst.-Nr. 51046

Präsenz; ab Do., 21.10.2021, wöchtl. 14-16 Uhr

 

Personen, die bei jeder Gelegenheit unverblümt ihre eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfolge betonen, empfinden wir oftmals als unsympathisch und halten ihren moralischen Charakter für zumindest fragwürdig. Was diesen Personen fehlt, so scheint es, ist eine bestimmte Tugend: Bescheidenheit. Doch worin genau besteht Bescheidenheit und was erfordert sie? Ist Bescheidenheit eine Frage der spezifischen Meinungen, die man über sich selbst halt, oder vielmehr eine Disposition, die eigenen positiven Eigenschaften im Nachdenken nicht sonderlich zu gewichten? Erfordert Bescheidenheit lediglich, uns selbst nicht zu überschätzen, oder verlangt sie sogar, dass wir uns für schlechter halten als wir tatsächlich sind? Oder besteht Bescheidenheit vielleicht darin, sich selbst an einem strengeren Maßstab zu messen als andere? Und stimmt es überhaupt, dass Bescheidenheit eine Tugend ist? Diese und verwandte Fragen, die in der philosophischen Debatte der letzten Jahrzehnte intensiv diskutiert wurden, werden wir im Seminar verfolgen.

Neben der Bescheidenheit als praktischer Tugend werden wir uns dabei auch dem spezifischen Phänomen intellektueller Bescheidenheit (oder, vielleicht etwas verstaubter: intellektueller Demut) zuwenden, und der Frage nachgehen, worin diese besteht und ob sie eine epistemische Tugend ist. Ist intellektuelle Bescheidenheit die angebrachte Haltung angesichts unserer eigenen Fehlbarkeit, oder läuft sie gar der aufklärerischen Maxime zuwider, uns mutig unseres eigenen Verstandes zu bedienen?

Ein Großteil der Literatur liegt nur auf Englisch vor. Die Teilnahme am Seminar setzt daher die Bereitschaft voraus, englischsprachige Texte zu lesen.


 

PS Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit

Francesca Bunkenborg

 

Veranst.-Nr. 51016

Präsenz; ab Fr., 22.10.2021, wöchtl. 12-14 Uhr

 

John Rawls‘ „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ („A Theory of Justice“), erstveröffentlicht 1971, ist ein Grundlagenwerk der neueren politischen Philosophie und eins der einflussreichsten philosophischen Werke des 20. Jahrhunderts überhaupt.

Im Laufe des Buches entwickelt Rawls seine Fairness-basierte Konzeption der Gerechtigkeit und bringt sie in einer ausführlichen Untersuchung zur Form von gerechten Institutionen zur Anwendung. Besonders berühmt geworden ist dabei sein Gedankenexperiment eines hypothetischen Urzustandes hinter dem „Schleier des Nichtwissens“, bei dem sich die beteiligten Personen, denen ihre eigene tatsächliche Position in der Gesellschaft verborgen ist, auf Rawls‘ zwei Gerechtigkeitsgrundsätze einigen.

In diesem Seminar werden wir zentrale Abschnitte des Werkes lesen und uns mit einigen der wichtigsten Beiträge aus der umfangreichen Sekundärliteratur zu Rawls auseinandersetzen. Dabei werden wir unter anderem die libertäre, die kommunitaristische und die feministische Kritik an Rawls kennenlernen.