Humboldt-Universität zu Berlin - Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften und Naturphilosophie

Moralische Beobachtung und andere Arten ethischer Erkenntnis

Plädoyer für Respekt vor der Moral


Moral ist keine Geschmacksache. So wie in den Naturwissenschaften können wir auch in der Ethik echtes Wissen erreichen; hier wie da hat der Relativismus nicht das letzte Wort. Mit dieser These verteidigt Olaf L. Müller die Respektabilität unserer moralischen  Erkenntnisbemühungen. In den Naturwissenschaften stützen wir unser Wissen auf Beobachtung. Ist uns dieser Weg bei moralischen Fragen verbaut? Nein. So, wie wir durch Blick auf die Welt unsere Meinungen über sichtbare Hasen rechtfertigen können, so können wir ebenfalls durch Blick auf die Welt unsere Meinungen über sichtbares Unrecht rechtfertigen. Wer einen Hasen sehen will, braucht dafür offene Augen und  Beobachtungstraining, er braucht keinen extra Hasen-Sensor. Und wer sichtbares Unrecht sehen will, braucht abermals offene Augen und Beobachtungstraining, er braucht wieder keinen eigenen Sensor für Unrecht. Nicht alle naturwissenschaftlichen Sätze lassen sich durch Beobachtung rechtfertigen; genauso in der Moral. Daher müssen für beide Bereiche zusätzliche Erkenntnisquellen postuliert werden, und sie funktionieren beidemal gleich. Doch Beobachtung bleibt die wichtigste Erkenntnisquelle – in beiden Bereichen. In seinem Plädoyer für moralische Beobachtung lässt Olaf L. Müller keine Metaphern gelten. Vielmehr stützt er sich auf einen Beobachtungsbegriff, der besonders anspruchsvoll ist und weder von hartnäckigen Empiristen noch von Naturalisten oder anderen wissenschaftsgläubigen Szientisten abgelehnt wird.


Über den Autor: Prof. Dr. Olaf L. Müller ist Professor für Natur- und  Wissenschaftsphilosophie am Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin.

 

MBAA

 

Olaf L. Müller
Moralische Beobachtung und andere Arten ethischer Erkenntnis
Plädoyer für Respekt vor der Moral

Paderborn: mentis Verlag 2008
ISBN 978-3-89785-581-6
Kartoniert, 38,00 EUR

 

Quelle: Humboldt-Spektrum 1/2008, p. 60.