Humboldt-Universität zu Berlin - Practical Philosophy/Ethics

Courses taught by Benjamin Kiesewetter

 
Armut und globale Gerechtigkeit / Poverty and global justice (Proseminar, WS 2013/14)

Benjamin Kiesewetter

 

„Die Welt, in der wir leben, ist nicht gerecht.“ Die Aussage, mit der Thomas Nagels Aufsatz „Das Problem der globalen Gerechtigkeit“ beginnt, lässt sich insbesondere mit Blick auf die extreme Armut in der Welt schwerlich bezweifeln: Verfügen auf der einen Seite die reichsten fünf Prozent der Weltbevölkerung über fast die Hälfte des globalen Einkommens, leiden auf der anderen Seite zwei Milliarden Menschen unter Mangelernährung, sterben jährlich 18 Millionen an den Folgen der Armut. Weniger Einigkeit besteht hinsichtlich der Fragen, wer für diesen Umstand verantwortlich ist, was wir dagegen tun sollten und wie sich Pflichten gegenüber den Armen der Welt begründen lassen. Ist zum Beispiel jeder individuell verpflichtet, einen beträchtlichen Teil seines Einkommens für die Hungerhilfe zu spenden? Oder besteht eher eine kollektive Verantwortung dafür, soziale Institutionen zu schaffen, die jedem Weltbürger zumindest einen minimalen Lebensstandard ermöglichen? Wie sähen solche Institutionen aus? Diese und andere Fragen der globalen Gerechtigkeit sollen im Seminar anhand der Lektüre philosophischer Beiträge zum Thema diskutiert werden.

 

Die Seminartexte werden u.a. folgenden Büchern entnommen:

Bleisch, B./ Schaber, P. (Hg.): Weltarmut und Ethik. Paderborn: Mentis (2007).

Broszies, C./ Hahn, H. (Hg.): Globale Gerechtigkeit. Berlin: Suhrkamp (2010).

Pogge, T.: Weltarmut und Menschenrechte. Berlin: De Gruyter (2011).

 

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Dworkins Gerechtigkeitstheorie / Dworkin's theory of justice (Hauptseminar, WS 2013/14)

Benjamin Kiesewetter

 

Der kürzlich verstorbene, einflussreiche Rechtsphilosoph Ronald Dworkin hat 2011 eine umfassende Gerechtigkeitstheorie vorgelegt, die inzwischen auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Er nennt sie „Gerechtigkeit für Igel“, weil Igel einer Sage zufolge Wissen von einer großen Sache haben, während Füchse nur viele kleine Dinge wissen, und es Dworkin darum geht, die Einheit und Objektivität der Werte gegen skeptische und relativistische Auffassungen zu verteidigen. Im Seminar werden wir uns verschiedenen Aspekten seiner Theorie zuwenden: der Erkenntnis moralischer Wahrheit und Bedeutung moralischer Ausdrücke, dem Verhältnis von Freiheit und Verantwortung, der Rolle von Würde und Selbstachtung für das gute Leben, dem Verhältnis von Moral und persönlichem Glück und, nicht zuletzt, seiner Konzeption von Demokratie, politischen Rechten und Verteilungsgerechtigkeit.

 

Zur Anschaffung empfohlen:

Dworkin, R.: Gerechtigkeit für Igel. Suhrkamp: Berlin (2012).

 

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Warum moralisch sein? / Why be moral? (Proseminar, SoSe 2013)

Benjamin Kiesewetter

 

Die Moral verlangt uns manchmal Handlungen ab, die uns unangenehm sind oder auf andere Weise dem, was gut für uns ist, zuwiderzulaufen scheinen. Moralisch sein erfordert in vielen Situationen, auf den eigenen Vorteil zu verzichten und zugunsten Anderer zu handeln. Aber warum sollten wir überhaupt moralisch sein? Diese Frage hat die Ethik seit ihren Anfängen in der Antike vor gravierende Probleme gestellt. Kann man einem Amoralisten Gründe nennen, die ihn durch Vernunfteinsicht dazu bringen können, die Autorität moralischer Gesichtspunkte anzuerkennen? Und welche Gründe wären dies? Nicht wenige Moralphilosophen vertreten die Auffassung, dass das wohlerwogene Eigeninteresse und das moralisch Richtige letztlich doch zusammenfallen. Andere glauben, dass moralische Erwägungen eine eigene Klasse von Vernunftgründen bilden. Wieder andere ziehen die Schlussfolgerung, dass die Moral nur für diejenigen wirklich verbindlich ist, die den moralischen Standpunkt schon eingenommen haben. Im Seminar werden wir neben der Behandlung einiger klassischer historischer Texte vor allem zeitgenössische Aufsätze zum Thema diskutieren.

 

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Einführung in die Bio- und Medizinethik / Introduction to Bioethics and Medical Ethics (Proseminar, SoSe 2013)

Benjamin Kiesewetter

 

Das Seminar bietet eine Einführung in die wichtigsten Themen und Kontroversen der Bio- und Medizinethik. Haben alle Menschen einen moralischen Status, der sie von anderen Tieren unterscheidet? Sind Forschung an Embryonen, Selektion von Nachkommen oder Abtreibung moralisch gerechtfertigt? Dürfen Ärzte Sterbehilfe leisten, wenn Patienten unter schmerzvollen und unheilbaren Krankheiten leiden? Diese und andere Fragen werden wir vor dem Hintergrund grundlegenderer Kontroversen in der normativen Ethik diskutieren, etwa um die Rolle von Prinzipien in der Ethik, dem Unterschied zwischen konsequentialistischen und deontologischen Moraltheorien und der Frage danach, ob es einen moralisch relevanten Unterschied zwischen Töten und Sterbenlassen gibt. Auch die aktuelle Kontroverse darum, ob der Gesetzgeber die Beschneidung Minderjähriger aus nicht-medizinischen Gründen zulassen sollte, soll Gegenstand einer Sitzung werden. Das Seminar ist für Studienanfänger geeignet und setzt keine Vorkenntnisse voraus.

 

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Derek Parfit: On What Matters (Hauptseminar, WS 2012/13)

Jan Gertken / Benjamin Kiesewetter

 

In Derek Parfits Buch On What Matters, das 2011 in zwei Bänden erschien, geht es dem Anspruch nach um nicht weniger als das, was der Titel ankündigt. Parfit ist der Auffassung, dass es Tatsachen darüber gibt, was wichtig ist und was uns etwas angeht; Tatsachen, die uns objektive normative Gründe für Handlungen und Einstellungen liefern. Vor diesem Hintergrund entwickelt er die These, dass sich traditionell widerstreitenden Theorieentwürfe der Ethik – Konsequentialismus, Kantianische Pflichtenethik und Kontraktualismus – als verschiedene Weisen beschreiben lassen, das oberste Prinzip der Moral zu finden, in dem sie alle kulminieren. Im Seminar wird der Fokus auf Band 1 liegen: Wir werden zuerst Parfits Grundannahmen über normative Gründe, Rationalität und Moral diskutieren, um dann seine „Triple Theory“ zur Konvergenz moralischer Prinzipien in Angriff zu nehmen. Da bislang keine deutsche Übersetzung vorliegt, muss die Bereitschaft vorausgesetzt werden, sich mit dem englischen Originaltext auseinanderzusetzen.

 

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Metaethik / Metaethics (Proseminar, SoSe 2011)

Benjamin Kiesewetter

 

Normative Ethik beschäftigt sich mit normativen Fragen wie „Darf man Menschen unter bestimmten Umständen foltern?“ Metaethik hingegen beschäftigt sich mit Fragen über solche Fragen: Was heißt es überhaupt, dass man etwas tun soll oder etwas nicht tun darf? Gibt es wahre und falsche normative Aussagen oder drücken diese nur die subjektive Befindlichkeit des Sprechers aus? Wenn solche Aussagen wahrheitsfähig sind, gibt es dann normative Tatsachen? Implizieren moralische Urteile Aussagen über normative Handlungsgründe? Sind Moralforderungen entsprechend Forderungen der (idealen) Rationalität? Wenn wir normative Urteile fällen, sind wir dann immer auch motiviert, entsprechend zu handeln?

Diese und andere Fragen sollen im Seminar anhand ausgewählter Texte erörtert werden. Nach ggw. Planungsstand wird dabei die Lektüre von Michael Smiths „The Moral Problem“ (Malden: Blackwell, 1994) im Mittelpunkt stehen. Smith ist derzeit Gast am Lehrstuhl für Ethik am Institut für Philosophie der HU und hat sich bereit erklärt, für eine Diskussion mit Studierenden im Seminar zur Verfügung zu stehen. Da „The Moral Problem“ nicht auf Deutsch erhältlich ist, müssen Englischkenntnisse und die Bereitschaft, sich auf fremdsprachliche philosophische Texte einzulassen, als Voraussetzung für die Seminarteilnahme gelten. Eine seminarvorbereitende Lektüre des Buches ist empfehlenswert, aber keine Voraussetzung für die Teilnahme.

 

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Praktische Vernunft: neuere Arbeiten / Recent Work on Practical Reason (Hauptseminer, WS 2010/11)

Benjamin Kiesewetter / Thomas Schmidt

 

Praktische Vernunft kann allgemein als Fähigkeit charakterisiert werden, sich im Handeln von Überlegungen über das, was man tun sollte oder zu tun Grund hat, leiten zu lassen. Dementsprechend ist praktische Vernunft ein Kernthema sowohl wichtiger Entwürfe der philosophischen Tradition – zu nennen sind hier insbesondere die Theorien von Aristoteles, Hume und Kant – als auch der praktischen Philosophie der Gegenwart. Über Kriterien und Form vernünftigen Überlegens und darüber, wie der Zusammenhang zwischen vernünftigem Überlegen und entsprechendem Handeln aufzufassen ist, wird nicht zuletzt deswegen so intensiv nachgedacht, weil Querverbindungen zu wichtigen anderen Themen der Philosophie bestehen, darunter das Problem der Willensschwäche, der Zusammenhang von Freiheit, Handlungskontrolle und Verantwortung, und die Frage nach der Vernünftigkeit moralischen Handelns.

In diesem Seminar werden wir ausgewählte neuere Arbeiten über praktische Vernunft besprechen. Dem gegenwärtigen Planungsstand zufolge werden mehrere Sitzungen aktuellen Texten von Michael Smith (Princeton) gewidmet sein, der sich im akademischen Jahr 2010/11 als Gast des Lehrstuhls für Ethik am Institut für Philosophie  der HU aufhält und den wir als philosophischen Gesprächspartner ins Seminar einladen wollen.

 

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Tun und Unterlassen / Doing and Allowing (Proseminar, SoSe 2009)

Jan Gertken / Benjamin Kiesewetter

 

Im moralischen Denken vieler spielt die Überzeugung, dass der Unterschied zwischen Handeln und Unterlassen oftmals bedeutsam ist, eine zentrale Rolle. So ist etwa die Ansicht verbreitet, dass es moralisch problematischer ist, jemanden aktiv zu töten, als jemanden durch Nicht-Handeln sterben zu lassen. Allgemein erscheint den meisten das aktive Hervorbringen negativer Konsequenzen moralisch bedenklicher als deren bloßes Geschehenlassen. Die Frage, inwiefern genau die Unterscheidung zwischen Tun und Unterlassen moralisch relevant ist, wird in der philosophischen Ethik intensiv behandelt. Anhand der Diskussion einschlägiger Positionen werden wir in diesem Seminar versuchen, uns einen eigenen Standpunkt zu dieser Frage zu erarbeiten. Hierbei werden auch Fragen zur Sprache kommen, die in den Bereich der Handlungs- und Kausalitätstheorie hineinreichen.