Humboldt-Universität zu Berlin - Praktische Philosophie/Ethik

Wintersemester 2013/14

 


VL Ethischer Pluralismus

Th. Schmidt

UL 6, 3038/35 Do. 10-12 Moodle
PS David Humes Moralphilosophie

Th. Schmidt

DOR 24, 1.406 Fr. 14-16 Moodle
HS Moralische Verantwortung Th. Schmidt,
A. L. Menges
DOR 24,
1.406
Fr. 10-12 Moodle
CO Philosophisches Kolloquium Th. Schmidt UL 6, 3103

Do. 16.15-18.30

 
PS Gibt es eine Pflicht dem Gesetz zu gehorchen? H. Altehenger SO 22a, 4.11 Mo. 18-20 Moodle
PS Einführung in die normative Ethik J. Gertken DOR 24, 1.406 Di. 16-18 Moodle
HS Ethischer Kontraktualismus J. Gertken DOR 24, 1.406 Do. 12-14 Moodle
PS Armut und globale Gerechtigkeit B. Kiesewetter

DOR 24, 1.406

Mi. 14-16 Moodle
HS Dworkins Gerechtigkeitstheorie B. Kiesewetter UL 6, 2014b Do. 14-16 Moodle

 

VL Ethischer Pluralismus/Ethical Pluralism

Thomas Schmidt

Veranst.-Nr. 51013
UL 6, 3038/35; ab Do., 17.10.13, wöchtl. 10-12 Uhr

 

Ein unbefangener Blick auf die moralische Praxis legt die Ansicht nahe, dass es eine Vielzahl moralisch relevanter Faktoren gibt, die in der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen sind. Ob man versprochen hat, etwas zu tun, ist moralisch von Belang, ebenso ob eine Handlung eine Lüge wäre, ob sie ein Akt der Hilfeleistung wäre, ob sie Ausdruck mangelnder Achtung wäre, etc.

Man kann in diesem Befund eine Herausforderung für das Projekt ethischer Theoriebildung sehen. Einerseits wäre ein moralphilosophischer Entwurf, der sich in einer Auflistung unverbunden nebeneinander stehender moralischer Faktoren und korrespondierender Prinzipien erschöpft, als ethische Theorie wohl unbefriedigend. Andererseits droht der Versuch einer vereinheitlichenden Theorie der Moral, die Vielfalt moralischer Faktoren auf dem Altar theoretischer Reduktion zu opfern.

Vor diesem Hintergrund geht die Vorlesung der Frage nach, inwieweit es möglich ist, dem Phänomen moralischer Pluralität Rechnung zu tragen, ohne dabei das Anliegen, eine informative philosophische Theorie der Moral zu entwickeln, aufzugeben. Da hierbei auch wichtige Konzeptionen der gegenwärtigen Ethik diskutiert werden, bietet die Vorlesung eine Heranführung an den gegenwärtigen Diskussionsstand in der normativen Ethik. Zugleich ist es der Anspruch der Vorlesung, im Hinblick auf wichtige und offene Forschungsfragen der aktuellen philosophischen Ethik systematische Perspektiven auszuloten.

 


 

PS David Humes Moralphilosophie/David Hume's Moral Philosophy

Thomas Schmidt

Veranst.-Nr. 51035
DOR 24, 1.406; ab Fr., 18.10.13, wöchtl. 14-16 Uhr

 

Die Moralphilosophie von David Hume (1711-1776) ist auch für die gegenwärtige Diskussion einer der wichtigsten Referenzpunkte. Hume entwickelt eine naturalistische Erklärung der Moral, die, wie seine übrige Philosophie, in einer empirischen Wissenschaft vom Menschen gründet. Berühmt geworden sind seine Thesen, dass die Vernunft allein den Willen nicht zu motivieren vermöge, sondern diese vielmehr „Sklavin der Leidenschaften“ sei, und dass deshalb auch die Moral nicht als eine Sache der Vernunft gelten könne, sondern auf Gefühle zurückzuführen sei. Dass aus einem Sein kein Sollen gefolgert werden kann, wird häufig schlicht als Humesches Gesetz bezeichnet. Im Proseminar werden wir anhand einer genauen Lektüre der Bücher II und III von Humes A Treatise of Human Nature (1739/40) untersuchen, was es mit diesen Thesen auf sich hat und wie sie begründet werden. Darüber hinaus werden wir uns mit Humes ebenfalls überaus einflussreichen Überlegungen zu sozialen Konventionen und mit seiner Theorie der Tugenden auseinandersetzen.

 


 

HS Moralische Verantwortung/Moral Responsibility

Thomas Schmidt, Andreas Leonhard Menges

Veranst.-Nr. 51073
DOR 24, 1.406; ab Fr., 18.10.13, wöchtl. 10-12 Uhr
 

Wenn bestimmte Bedingungen vorliegen – Trunkenheit etwa, oder allgemein das, was wir „Unzurechnungsfähigkeit” nennen –, so machen wir Personen nicht, oder nicht in vollem Umfang, für ihr Tun moralisch verantwortlich. Dies legt die Frage nahe, unter welchen Bedingungen genau eine Person für ihr Handeln moralisch verantwortlich ist. Im Seminar werden wir unterschiedliche philosophische Antworten auf diese Frage diskutieren. Hierbei werden wir auch Verbindungen zu verwandten Themen der Moralphilosophie nachgehen (etwa: moralische Vorwürfe, Entschuldigungen, Verzeihen). Diskussionsgrundlage werden vornehmlich Beiträge aus der aktuellen Debatte sein.

 


 

CO Philosophisches Kolloquium

Thomas Schmidt

Veranst.-Nr. 51089
UL 6, 3103; ab Do., 17.10.13, wöchtl. 16:00-18:30 Uhr
 

Dieses Kolloquium richtet sich vor allem an Studierende vor dem Magister- bzw. Masterabschluss und an Promovierende. Es bietet ein Forum zur Diskussion im Entstehen begriffener eigener philosophischer Arbeiten. Die Teilnahme ist nur nach Rücksprache vor Semesterbeginn oder auf persönliche Einladung hin möglich.
 

 
PS Gibt es eine Pflicht dem Gesetz zu gehorchen?/Is there a Duty to Obey the Law?

Hannah Altehenger

Veranst.-Nr. 51016
SO 22a, 4.11; ab Mo., 22.10.13, wöchtl. 18-20 Uhr

 

Das Gesetz eines Staates schreibt seinen Bürgerinnen und Bürger vor, zahlreiche Dinge zu tun oder zu unterlassen: Verkehrsregeln einzuhalten, Steuern zu zahlen, und unter Umständen sogar dazu, für den Staat in den Krieg zu ziehen. Es ist offensichtlich, dass wir in vielen Fällen Klugheitsgründe haben, dem Gesetz zu gehorchen, z. B. weil wir Sanktionen, die gesetzeswidriges Verhalten nach sich ziehen kann, vermeiden wollen. Eine zentrale Frage der politischen Philosophie besteht darin, ob wir darüber hinaus auch moralische Gründe haben, dem Gesetz zu gehorchen, ob es also eine moralische Pflicht zum Gesetzesgehorsam gibt. 

Im Seminar sollen die zentralen Ansätze zur Begründung einer solchen Pflicht sowie skeptische Einwände gegen die Existenz einer solchen Pflicht gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden. Ist es wirklich plausibel zu sagen, dass wir gegen eine moralische Pflicht verstoßen, wenn wir nachts auf menschenleerer Straße mit dem Fahrrad über eine rote Ampel fahren? Und was, wenn das Gesetz selbst einen moralisch verwerflichen Inhalt hat?

Zur Anschaffung empfohlen: Christopher Heath Wellman/A. John Simmons: Is There a Duty to Obey the Law? Cambridge University Press: New York 2005.

 


 

PS Armut und globale Gerechtigkeit/Poverty and global justice

Benjamin Kiesewetter

Veranst.-Nr. 51024
DOR 24, 1.406; ab Mi., 16.10.13, wöchtl. 14-16 Uhr

 

„Die Welt, in der wir leben, ist nicht gerecht.“ Die Aussage, mit der Thomas Nagels Aufsatz „Das Problem der globalen Gerechtigkeit“ beginnt, lässt sich insbesondere mit Blick auf die extreme Armut in der Welt schwerlich bezweifeln: Verfügen auf der einen Seite die reichsten fünf Prozent der Weltbevölkerung über fast die Hälfte des globalen Einkommens, leiden auf der anderen Seite zwei Milliarden Menschen unter Mangelernährung, sterben jährlich 18 Millionen an den Folgen der Armut. Weniger Einigkeit besteht hinsichtlich der Fragen, wer für diesen Umstand verantwortlich ist, was wir dagegen tun sollten und wie sich Pflichten gegenüber den Armen der Welt begründen lassen. Ist zum Beispiel jeder individuell verpflichtet, einen beträchtlichen Teil seines Einkommens für die Hungerhilfe zu spenden? Oder besteht eher eine kollektive Verantwortung dafür, soziale Institutionen zu schaffen, die jedem Weltbürger zumindest einen minimalen Lebensstandard ermöglichen? Wie sähen solche Institutionen aus? Diese und andere Fragen der globalen Gerechtigkeit sollen im Seminar anhand der Lektüre philosophischer Beiträge zum Thema diskutiert werden.

Die Seminartexte werden u.a. folgenden Büchern entnommen:

Bleisch, B./ Schaber, P. (Hg.): Weltarmut und Ethik. Paderborn: Mentis (2007).

Broszies, C./ Hahn, H. (Hg.): Globale Gerechtigkeit. Berlin: Suhrkamp (2010).

Pogge, T.: Weltarmut und Menschenrechte. Berlin: De Gruyter (2011).

 


 

HS Dworkins Gerechtigkeitstheorie/Dworkin's theory of justice

Benjamin Kiesewetter

Veranst.-Nr. 51058
UL 6, 2014b; ab Do, 17.10.13, wöchtl. 14-16 Uhr

 

Der kürzlich verstorbene, einflussreiche Rechtsphilosoph Ronald Dworkin hat 2011 eine umfassende Gerechtigkeitstheorie vorgelegt, die inzwischen auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Er nennt sie „Gerechtigkeit für Igel“, weil Igel einer Sage zufolge Wissen von einer großen Sache haben, während Füchse nur viele kleine Dinge wissen, und es Dworkin darum geht, die Einheit und Objektivität der Werte gegen skeptische und relativistische Auffassungen zu verteidigen. Im Seminar werden wir uns verschiedenen Aspekten seiner Theorie zuwenden: der Erkenntnis moralischer Wahrheit und Bedeutung moralischer Ausdrücke, dem Verhältnis von Freiheit und Verantwortung, der Rolle von Würde und Selbstachtung für das gute Leben, dem Verhältnis von Moral und persönlichem Glück und, nicht zuletzt, seiner Konzeption von Demokratie, politischen Rechten und Verteilungsgerechtigkeit.

Zur Anschaffung empfohlen:

Dworkin, R.: Gerechtigkeit für Igel. Suhrkamp: Berlin (2012).

 


 

PS Einführung in die normative Ethik/Introduction to Normative Ethics

Jan Gertken

Veranst.-Nr. 51021
DOR 24, 1.406; ab Di., 15.10.13, wöchtl. 16-18 Uhr

 

Wichtigstes Ziel der normativen Ethik ist der Versuch, grundlegende Prinzipien des richtigen und falschen Handelns zu formulieren und zu begründen. Im Seminar werden anhand einzelner Kapitel aus R. Shafer-Landaus aktuellem Einführungswerk The Fundamentals of Ethics zentrale und einflussreiche Vorschläge für derartige Moraltheorien diskutiert.

Das Seminar ist für Studienanfänger geeignet und setzt keinerlei inhaltliche Vorkenntnisse voraus.

Textgrundlage für das Seminar und zur Anschaffung empfohlen: R. Shafer-Landau (2011), The Fundamentals of Ethics, 2.Auflage, Oxford University Press.

 


 

HS Ethischer Kontraktualismus/Contractualism

Jan Gertken

Veranst.-Nr. 51055
DOR 24, 1.406; ab Do., 17.10.13, wöchtl. 12-14 Uhr

 

Thomas Scanlons What We Owe to Each Other gehört zu den wichtigsten ethischen Monographien der Gegenwartsphilosophie. Scanlon entwickelt und begründet in diesem Buch eine kontraktualistische Theorie desjenigen Bereichs der Moral, der mit dem zu tun hat, was wir voneinander einfordern können.

Der Kern von Scanlons Konzeption besteht in dem Grundsatz, dass eine Handlung genau dann falsch ist, wenn sie Prinzipien zuwiderläuft, die niemand vernünftigerweise als Grundlage einer informierten und freien Einigung zurückweisen könnte. Für seine Version des Kontraktualismus beansprucht Scanlon nicht nur, dass sie uns bei der Klärung strittiger Fragen der Ethik helfen kann, sondern zugleich, dass sie aufzeigt, auf welche Weise moralische Schlussfolgerungen gerechtfertigt werden können, dass sie angibt, worin moralische Falschheit besteht, und dass sie zudem eine Antwort auf die Frage nach der Autorität der Moral bereithält. In der Ausarbeitung und Begründung dieser Konzeption stellt Scanlon daher auch ausführliche Überlegungen zum Status von Werten, Wohlergehen und normativen praktischen Gründen an. Seine Version des Kontraktualismus ist daher nicht nur als inhaltliche Moraltheorie zu verstehen, sondern widmet sich zugleich zentralen Grundlagenfragen der philosophischen Ethik.

Im Seminar werden wir zentrale Kapitel des Werks diskutieren.

Zur Anschaffung empfohlen: Scanlon, T. (1998) What We Owe to Each Other, Harvard University Press.