Humboldt-Universität zu Berlin - Praktische Philosophie/Ethik

Wintersemester 2012/2013

Thomas Schmidt


VL Einführung in die normative Ethik/Introduction to normative Ethics

Veranst.-Nr. 51012
UL 6, 3038/35; ab Do., 18.10.08, wöchtl. 10-12 Uhr

 

Anliegen der normativen Ethik ist es, Antworten auf inhaltliche moralische Fragen zu formulieren und zu begründen. Im Gegensatz zur sog. angewandten Ethik stehen in der normativen Ethik nicht vergleichsweise konkrete Probleme im Mittelpunkt des Interesses (etwa: „Was ist aus ethischer Sicht zu Embryonenforschung zu sagen?“), sondern vielmehr allgemeine ethische Fragestellungen, wie beispielsweise: Welche allgemeinen Kriterien moralisch richtigen bzw. falschen Handeln lassen sich begründen? Ist die Unterscheidung zwischen aktivem Tun und passivem Geschehenlassen moralisch relevant? Hängt es von den Motiven des Handelnden ab, ob die Handlung moralisch richtig bzw. falsch ist? Wie lässt sich die tugendhafte Person allgemein charakterisieren? Im Zuge einer strukturierten Einführung in wichtige Fragestellungen und Ansätze der normativen Ethik werden in der Vorlesung unterschiedliche Theorieentwürfe sowie zentrale Begriffe und Argumentationsmuster der normativen Ethik präsentiert und diskutiert.

Tutorien zur VL:
Gaus, Simon (simongaus@coray.de) Mo 10-12, DOR 24, 1.406
Thiele, Stefanie (stefanie.thiele@philosophie.hu-berlin.de) Di 12-14, SO 22a, 4.11
Gaus, Simon (simongaus@coray.de) Mi 14-16, SO 22a, 4.11


 

PS "Was, wenn alle das tun würden?" Verallgemeinerung und Rollentausch in der normativen Ethik/"What if everyone did that?" Universalization and RoleReversal in Normative Ethics

Veranst.-Nr. 51036
DOR 24, 1.406; ab Fr., 19.10.12, wöchtl. 14-16 Uhr

 

„Stell’ Dir vor, jeder würde das tun.“ – „Versetze Dich doch mal in ihre Lage!“ – Der Stellenwert von Redewendungen wie diesen in unserer alltäglichen moralischen Praxis zeigt, wie vertraut und wichtig uns die Idee ist, dass moralisches Urteilen es erfordert, den Standpunkt der beurteilenden Person zu überwinden oder jedenfalls nicht als die einzige zu berücksichtigende Perspektive anzusehen. Angesichts dessen ist es nachvollziehbar, dass Begriffe wie Unparteilichkeit, Verallgemeinerung und Rollentausch auch in wichtigen Moraltheorien und den jeweils formulierten Moralprinzipien eine Rolle spielen. Die Goldene Regel (im Anschluss an Luthers Bibel-Übersetzung oft auf die Formulierung gebracht: „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu“) und Kants kategorischer Imperativ (in der sog. ‚Grundformel’: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“) gehören zu den bekanntesten vieler möglicher Beispiele. In diesem Proseminar werden wir, angeregt durch die Lektüre einschlägiger klassischer und aktueller Texte aus der philosophischen Ethik, diskutieren, auf welche Weisen moralische Ideen der genannten Art genau verstanden werden können und ob sie systematisch tragfähig sind.



 
HS Das Böse/Evil (gemeinsam mit Prof. Dr. Holm Tetens)

Veranst.-Nr. 51071
UL 6, 2014a; ab Fr., 19.10.12, wöchtl. 10-12 Uhr

 

Die Kategorie des Bösen wird in philosophischen Texten der Tradition und der Gegenwart aus vielfältigen Perspektiven thematisiert und auf unterschiedliche Weise gefasst. In diesem Hauptseminar werden wir philosophische Zugänge zu und Positionen zum Begriff und zum Phänomen des Bösen diskutieren. Im Vordergrund der Seminararbeit wird die Frage stehen, inwieweit das Böse ein eigenständiges philosophisches Problem und die Kategorie des Bösen damit philosophisch unverzichtbar ist. Seminarplan und -literatur werden in der ersten Sitzung besprochen. Zur Einstimmung kann dienen: Jean-Claude Wolf, Das Böse, Berlin: de Gruyter 2011.


 

CO Philosophisches Kolloquium/Philosophical Colloquium 

Veranst.-Nr. 51084
UL 6, 3103; ab Do., 18.10.12, wöchtl. 16:15–18:30 Uhr
 

Dieses Kolloquium richtet sich vor allem an Studierende vor dem Magister- bzw. Masterabschluss und an Promovierende. Es bietet ein Forum zur Diskussion im Entstehen begriffener eigener philosophischer Arbeiten. Die Teilnahme ist nur nach Rücksprache vor Semesterbeginn oder auf persönliche Einladung hin möglich.
 
 
Anne Burkard

Fachdidaktisches Hauptseminar/Teaching Philosophy, advanced level

 

Veranst.-Nr. 51085
DOR 24, 1.405; ab Di., 16.10.12, wöchtl. 12–14 Uhr

 

In diesem Hauptseminar erwerben die Studierenden vertiefte philosophiedidaktische Kenntnisse, die sie in der Planung und Durchführung des Philosophie- und Ethikunterrichts anwenden können. Ausgehend von einer Reflexion über die Ziele des Philosophie- und Ethikunterrichts dient dieses Seminar insbesondere der Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, welche für die Konzeption einer Unterrichtssequenz wichtig sind. Dieses Seminar eignet sich sowohl für Studierende des Masterstudiengangs Philosophie/Ethik (120 SP) als auch des Masterstudiengangs Ethik (60 SP). Es findet in der ersten Semesterhälfte statt und wird durch die fachdidaktische Übung fortgesetzt. In der ersten Semesterwoche findet eine obligatorische Vorbesprechung für das fachdidaktische Hauptseminar und die fachdidaktische Übung statt.

 

Jan Gertken

PS Menschenwürde und Instrumentalisierung/Dignity and Instrumentalisation

Veranst.-Nr. 51021
SO 22, 4.11; ab Di., 16.10.12, wöchtl. 16–18 Uhr

 

Wenige Annahmen sind in unserem moralischen Denken ähnlich tief verankert wie die, dass die Würde des Menschen ein unter allen Umständen zu achtender Wert ist und dass es nie moralisch erlaubt ist, Personen zu instrumentalisieren. Zwischen beiden Annahmen gibt es zudem einen wichtigen Zusammenhang, denn auch wenn nicht jede Verletzung der Menschenwürde eine Instrumentalisierung darstellt, dürften Instrumentalisierungen besonders drastische Fälle von Missachtung der Würde der Betroffenen sein. Sowohl der Begriff der Würde als auch der Begriff der Instrumentalisierung sind jedoch in ihrem Gehalt alles andere als transparent, was sich u.a. daran zeigt, dass Fragen wie die folgenden sich einer klaren Antwort zu verwehren scheinen: Verstößt eine lebenslängliche Haftstrafe oder das Töten eines Aggressors in Notwehr gegen die Würde des Gefangenen bzw. des Angreifers? Stellt es eine Instrumentalisierung einer anderen Person dar, wenn man Teile ihres Körpers (wie bspw. Blut oder Organe) gegen Geld erwirbt? Kann man sich selbst instrumentalisieren? Im Seminar werden wir versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, indem wir den von Peter Schaber in seinem Buch Instrumentalisierung und Würde entwickelten Versuch, Würde als den Anspruch auf Selbstachtung zu verstehen, ausführlich diskutieren und diese Diskussion durch die Lektüre ergänzender Texte vertiefen.


 

HS Derek Parfit: On What Matters (gemeinsam mit Benjamin Kiesewetter)

Veranst.-Nr. 51055
DOR 24, 1.406; ab Do., 18.10.12, wöchtl. 12–14 Uhr

 

In Derek Parfits Buch On What Matters, das 2011 in zwei Bänden erschien, geht es dem Anspruch nach um nicht weniger als das, was der Titel ankündigt. Parfit ist der Auffassung, dass es Tatsachen darüber gibt, was wichtig ist und was uns etwas angeht; Tatsachen, die uns objektive normative Gründe für Handlungen und Einstellungen liefern. Vor diesem Hintergrund entwickelt er die These, dass sich traditionell widerstreitende Theorieentwürfe der Ethik – Konsequentialismus, Kantianische Pflichtenethik und Kontraktualismus – als verschiedene Weisen beschreiben lassen, das oberste Prinzip der Moral zu finden, in dem sie alle kulminieren. Im Seminar wird der Fokus auf Band 1 liegen: Wir werden zuerst Parfit’s Grundannahmen über normative Gründe, Rationalität und Moral diskutieren, um dann seine „Triple Theory“ zur Konvergenz moralischer Prinzipien in Angriff zu nehmen. Da bislang keine deutsche Übersetzung vorliegt, muss die Bereitschaft vorausgesetzt werden, sich mit dem englischen Originaltext auseinanderzusetzen.