Humboldt-Universität zu Berlin - Praktische Philosophie/Ethik

Sommersemester 2015

 


VL Der Kategorische Imperativ

Th. Schmidt

UL 6, 3038/35 Do. 14-16
HS Aktuelle Probleme der normativen Ethik Th. Schmidt DOR 24, 1.406 Fr. 10-12  
CO Philosophisches Kolloquium Th. Schmidt UL 6, 3103

Do. 16-18.30

 
PS Robert Nozick: Anarchy, State and Utopia J. Gertken UL6, 2093 Mo. 12-14  
HS Gründe und Werte J. Gertken DOR 24, 1.406 Do 14-16  

 

VL Der kategorische Imperativ / The Categorial Imperative

Thomas Schmidt

Veranst.-Nr. 51010
UL 6, 3038/35; ab Do., 16.04.15, wöchtl. 14-16 Uhr

 

Der kategorische Imperativ, untrennbar mit dem Namen Immanuel Kants verbunden, gilt vielen als der Inbegriff eines grundlegenden Moralprinzips. Zurecht, denn seit seiner ersten Formulierung hat der kategorische Imperativ nichts von seiner moralphilosophischen Aktualität eingebüßt. Nach verbreiteter (wenn auch nicht unumstrittener) Auffassung ist es Kant gelungen, mit seinem Prinzip einen moralischen Kerngedanken zu erfassen, der sowohl die Frage nach dem Wesen von Moral überhaupt betrifft als auch von erheblicher Tragweite für Fragen der normativen Ethik ist. Kants Grundgedanke wird gegenwärtig in einer Reihe bedeutender philosophischer Entwürfe aufgegriffen und, in mehr oder weniger stark modifizierter Form, auch weiterentwickelt. (Kants Ethik wirkt u.a. fort in den Theorien von S. Darwall, J. Habermas, C. Korsgaard, J. Rawls, T. Scanlon und weiteren.)

Die Vorlesung bietet eine Analyse und Diskussion von Kernelementen der Kantischen Ethik und eine Diskussion wichtiger Theorien der gegenwärtigen Ethik, die explizit oder implizit auf Kants Moralphilosophie zurückgreifen. In systematischer Hinsicht ist die Vorlesung auf die Diskussion der Frage hin angelegt, inwieweit die im kategorischen Imperativ erfasste Idee, ggf. nach geeigneter Modifikation und Weiterentwicklung, nach wie vor als systematisch tragfähig und fruchtbar einzuschätzen ist. Entsprechend werden in der Vorlesung auch Forschungsfragen der aktuellen philosophischen Ethik behandelt.

 


 

HS Rationalität und Normativität / Rationality and Normativity

Thomas Schmidt, Simon Gaus

Veranst.-Nr. 51073
DOR 24, 1.406; ab Fr., 17.04.15, wöchtl. 10-12 Uhr
 

In diesem Seminar werden wir ausgewählte neuere Aufsätze bzw. Buchkapitel zu zentralen, in der aktuellen Forschung der normativen Ethik intensiv bearbeiteten Fragen besprechen. Studierende können hier einen Einblick in den gegenwärtigen Diskussionsstand in wichtigen Feldern der normativen Ethik gewinnen. Nach Lage der Dinge werden wir unter anderem auf folgende Themen zu sprechen kommen: das Instrumentalisierungsverbot; der moralische Status von Versprechen; das Phänomen der Supererogation; das sog. deontologische Paradox; das consequentializing-Projekt (d.h. der Versuch, für jede nicht-konsequentialistische Moraltheorie eine äquivalente konsequentialistische Theorie zu formulieren) sowie die Rolle der Begriffe ‚gut für’ und ‚gut’ für die Ethik.

 


 

CO Philosophisches Kolloquium

Thomas Schmidt

Veranst.-Nr. 51089
UL 6, 3103; ab Do., 16.04.15, wöchtl. 16:00-18:30 Uhr
 

Dieses Kolloquium richtet sich vor allem an Studierende vor dem Magister- bzw. Masterabschluss und an Promovierende. Es bietet ein Forum zur Diskussion im Entstehen begriffener eigener philosophischer Arbeiten. Die Teilnahme ist nur nach Rücksprache vor Semesterbeginn oder auf persönliche Einladung hin möglich.


 

PS Robert Nozick: Anarchy, State and Utopia

Jan Gertken

Veranst.-Nr. 51021
DOR 24, 1.406; ab Mo., 13.04.15, wöchtl. 12-14 Uhr

 

Robert Nozicks Anarchy, State and Utopia gehört zu den wichtigsten Büchern der politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Nozick geht es in seinem Werk um die Bestimmung der Reichweite und Grenzen legitimer staatlicher Institutionen. Er entwirft eine radikal libertäre Sichtweise, der zufolge jenseits eines Minimalstaats keinerlei staatliche Institutionen und insbesondere keinerlei Wohlfahrtstaat und Umverteilungsmaßnahmen gerechtfertigt werden können. Vor allem diese These und Nozicks Argumente für sie wurden in der Literatur kontrovers diskutiert. Nozicks Buch enthält jedoch auch darüber hinaus zahlreiche wichtige und diskussionswürdige Überlegungen, etwa solche zu Status, Fundament und Wesen moralischer Rechte oder zu der Frage, was ein gutes Leben auszeichnet. Im Seminar werden wir zentrale Kapitel des Buches diskutieren. Inhaltliche Vorkenntnisse sind für die Teilnahme nicht erforderlich, vorausgesetzt wird jedoch die Bereitschaft, Nozicks Text im englischen Original zu lesen.

 

Zur Anschaffung empfohlen: Nozick, R. (1974/2013) Anarchy, State and Utopia, 2. Auflage, New York: Basic Books.

 


 

HS Gründe und Werte

Jan Gertken

Veranst.-Nr. 51055
DOR 24, 1.406; ab Do., 16.04.15, wöchtl. 14-16 Uhr

 

Was sind Werte? Insbesondere seit Thomas Scanlons What We Owe to Each Other erfreuen sich sog. buck passing-Konzeptionen in der philosophischen Diskussion zunehmender Beliebtheit. Deren Kernidee lautet (etwas vereinfacht): Dass ein Objekt wertvoll ist, heißt, dass es Gründe gibt, eine positive Einstellung zu diesem Objekt einzunehmen.

Dieser Ansatz ist aus einer Reihe von Gründen systematisch attraktiv, sieht sich aber zugleich einer Vielzahl von Einwänden ausgesetzt. Im Seminar werden wir zentrale Beiträge aus der aktuellen philosophischen Debatte diskutieren und hierbei vor allem das sog. wrong kind of reasons-Problemin den Mittelpunkt stellen. Dieses Problem resultiert aus der Tatsache, dass manche Gründe für Einstellungen sich allein dem Wert dieser Einstellungen selbst zu verdanken scheinen und für den Wert des Objekts dieser Einstellung irrelevant sind. (Wird mir etwa Strafe für den Fall angedroht, dass ich das Klavierspiel meines Nachbarn nicht bewundere, so macht dies das Klavierspiel des Nachbarn noch nicht bewundernswert.) Die Diskussion dieses Problems sowie möglicher Lösungsstrategien wird uns nicht nur helfen, die Erfolgsaussichten von buck passing-Konzeptionen einzuschätzen, sondern auch unmittelbar an eine Vielzahl zentraler Fragen der Werttheorie und der Philosophie der Normativität heranführen.

 

Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, englische Texte zu lesen. Inhaltliche Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

 

Zur Einführung empfohlen: Suikkanen, J. (2009) "Buck Passing Accounts of Value", Philosophy Compass 4, S. 768-779.