Kommentiertes Verzeichnis der Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2018
VL Willensfreiheit / Free Will
Geert Keil
Veranstaltungsnummer: 51004
UL 6, 1072; ab Mo., 23.04.2018, wöch. 10-12 Uhr
In der philosophischen Willensfreiheitsdebatte lassen sich begriffliche, metaphysische, empirische und normative Fragen unterscheiden. Die Vorlesung wird auf begriffliche und metaphysische Fragen intensiver eingehen als auf die anderen. Insbesondere möchte ich klären: Was ist Willensfreiheit bzw. was sollte man vernünftigerweise darunter verstehen? Wie verhält sich Willensfreiheit zur Handlungsfreiheit? Was spricht dafür und was dagegen, dass Menschen Willensfreiheit besitzen? Ist die Willensfreiheit mit dem Determinismus vereinbar? Ist der Determinismus eine empirische oder eine metaphysische These? Was müsste sich über die Arbeitsweise des menschlichen Geistes oder des Gehirns herausstellen, damit die Freiheitsannahme als illusionär erwiesen wäre?
Die Vorlesung ist systematisch angelegt und wird insbesondere die Geographie der in der Gegenwartsphilosophie vertretenen freiheitstheoretischen Positionen nachzeichnen. Punktuell werden
aber auch klassische Auffassungen von Aristoteles bis Kant vorkommen.
Literatur:
Kane, Robert (ed.): The Oxford Handbook of Free Will , Oxford (OUP) 2002.
Keil, Geert: Willensfreiheit , Berlin/Boston (de Gruyter), 3. Aufl. 2017.
Pfister, Jonas (Hg.): Texte zur Freiheit , Stuttgart (Reclam) 2014.
UE Argumentation und Sprache (StO 2007) / Philosophische Schreibwerkstatt
(StO 2007) / Schreiben und Argumentieren (StO 2014)
Geert Keil
Veranstaltungsnummer: 51040
DOR 24, 1.406; ab Mi., 18.04.2018, wöch. 12-14 Uhr
Der Kurs dient laut Studienordnung dazu, verschiedene Formen philosophischen Argumentierens und Schreibens einzuüben. Durch eigene schriftliche Übungen und deren Diskussion im Rahmen der Veranstaltung soll insbesondere gelernt werden, Argumentationsstrukturen in philosophischen Texten zu erkennen und philosophische Probleme und Positionen klar und verständlich darzustellen.
Das Verfassen philosophischer Texte ist ein erlernbares Handwerk. Wir werden unterschiedliche Textsorten trainieren und dabei besondere Tugenden und Untugenden des philosophischen Schreibens erörtern.
Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt. Bitte melden Sie sich verbindlich bei kerstin.helf@hu-berlin.de an. First come, first serve. Das Vorlesungsverzeichnis enthält in jedem Semester vier dieser Übungen. Bitte nur für eine anmelden.
CO Philosophisches Kolloquium / Philosophical Colloquium
Geert Keil
Veranstaltungsnummer: 51066
UL 6, 3036; ab Do., 19.04.2018, wöch. 10-13 Uhr
Das Kolloquium wendet sich an Masterstudierende, Examenskandidaten und Doktoranden. Es bietet ein Forum zur Diskussion im Entstehen begriffener eigener Texte, insbesondere von Masterarbeiten, und zur gemeinsamen Lektüre aktueller Forschungsliteratur. Es wird mehrere thematische Schwerpunkte geben, die in der ersten Sitzung gemeinsam festgelegt werden. Wer teilnehmen möchte, melde sich bitte bei kerstin.helf@hu-berlin.de an.
Christoph Schamberger
Veranstaltungsnummer: 51037
DOR 24, 1.406; ab Fr., 20.04.2018, wöch. 12-14 Uhr
Der Relativismus vertritt die Auffassung, die Existenz von X hänge von der jeweiligen Perspektive ab, und keine Perspektive sei gegenüber den anderen überlegen. Je nachdem, was für X eingesetzt wird, erhält man verschiedene Formen des Relativismus. So behauptet der Wahrheitsrelativismus (alethischer Relativismus), es gebe keine absoluten, objektiven Wahrheiten; vielmehr existiere jede Wahrheit relativ zu einer Perspektive. Der ontologische Relativismus behauptet dies von Tatsachen, der epistemische Relativismus von Rechtfertigungen. Statt von Perspektiven wird auch von Begriffssystemen, Standpunkten, individuellen oder kulturellen Standards usw. gesprochen.
Das Proseminar behandelt die genannten Formen des Relativismus, die eng zusammenhängen und oft gemeinsam vertreten werden, neben einigen wenigen Abstechern zum moralischen Relativismus. Mit Friedrich Nietzsche, Richard Rorty und John MacFarlane kommen recht unterschiedliche Relativisten zu Wort, mit Paul Boghossian ein prominenter Kritiker, dessen dünnes Buch „Fear of Knowledge“ im Seminar vollständig gelesen wird. Die ersten beiden Kapitel bieten übrigens eine sehr gute Einführung ins Thema.
Die meisten der behandelten Texte sind auf Englisch. Anstatt Referate zu halten, sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Texte vor den Seminarsitzungen auf Moodle kommentieren und untereinander diskutieren.
HS Soziale Erkenntnistheorie / Social Epistemology
Christoph Schamberger
Veranstaltungsnummer: 51060
DOR 24, 1.406; ab Fr., 20.04.2018, wöch. 14-16 Uhr
Traditionell hat sich die Erkenntnistheorie mit der Frage befasst, wie ein einzelnes Erkenntnissubjekt zu Wissen gelangt. Nur selten wurde berücksichtigt, dass Aussagen der Mitmenschen eine wichtige Quelle von Wissen und von Belegen für die Wahrheit oder Falschheit von Überzeugungen sind. Die soziale Erkenntnistheorie entstand, als diese soziale Erkenntnisquelle in den 1980er-Jahren erstmals systematisch untersucht wurde.
Mittlerweile ist die soziale Erkenntnistheorie zu einem bedeutenden Zweig der Erkenntnistheorie herangereift und nimmt noch mehr Themen in den Blick. So wurde bemerkt, dass Expertinnen und Experten eine zentrale Rolle in der Weitergabe von Wissen einnehmen. Dies wirft eine Reihe von Fragen auf: Wie erkennt man Experten? Sollen wir ihnen blind vertrauen? Führt die Zuschreibung des Expertenstatus bisweilen zu epistemischer Ungerechtigkeit, indem sie bestimmte Personen(gruppen) privilegiert und andere benachteiligt? Die Mitmenschen sind aber nicht nur eine Quelle von Wissen, sondern auch ein wichtiges Korrektiv. In der neueren Debatte über Meinungsverschiedenheiten geht es um die Frage, unter welchen Bedingungen ein Dissens zu einer Änderung der eigenen Meinung führen sollte. Schließlich wird diskutiert, ob Gruppen und soziale Einrichtungen (z. B. Forschungsgruppen und Social Media) Wissen auf spezielle Weise produzieren können oder sogar selbst Träger von Wissen sein können.
Das Hauptseminar bietet einen Überblick über die soziale Erkenntnistheorie, mit einem Schwerpunkt auf Experten und Meinungsverschiedenheiten. Die behandelten Texte sind auf Englisch und zum Teil recht lang. Anstatt Referate zu halten, sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Texte vor den Seminarsitzungen auf Moodle kommentieren und untereinander diskutieren. Einen exzellenten Einstieg ins Thema bietet der Eintrag „Social Epistemology“ in der Stanford Encyclopedia of Philosophy.