Humboldt-Universität zu Berlin - Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften und Naturphilosophie

Goethes Farbenlehre und photochemische Experimente J. Ritters

  • Projektleitung:
    • Prof. Dr. Olaf Müller
      Philosophische Fakultät I
      Institut für Philosophie
      Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften und Naturphilosophie
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin:
    • Dr. phil. Dipl.-Chem. Anna Reinacher
      E-Mail: anna.reinacher (at) hu-berlin.de

      Unter den Linden 6, Raum 3042d
      Tel.: +49 30 2093-2556
      Fax: +49 30 2093-2290

  • Laufzeit:
    • 09/2015 - 08/2018
  • Fördereinrichtung:
    • Deutsche Forschungsgemeinschaft: Sachbeihilfe

 

Als Goethe in seiner optischen Forschung eine experimentelle Symmetrie zwischen Licht und Dunkelheit entdeckte (die in der gesamten geometrischen Optik gilt), subsumierte er diese Einsicht unter den Begriff der Polarität und behauptete, dass sich die Polaritätsidee gut eigne, um auch in anderen Forschungsbereichen gezielt nach dazu passenden Phänomenen und Experimenten zu suchen. Der Physiker J. Ritter übernahm diese Methode von Goethe und entdeckte mit ihrer Hilfe die photochemischen Wirkungen dessen, was wir heute als UV-Licht bezeichnen. Im Zuge seiner Forschung beschrieb Ritter eine Reihe weiterer photochemischer Experimente, in denen sich Symmetrien zwischen Licht und Dunkelheit zeigen, die aber aus heutiger Sicht schwer einzuordnen sind.
Durch detaillierte Analyse der ausführlichen photochemischen Schriften Ritters wollen wir zunächst aus moderner Sicht eine theoretische Repräsentation dessen erarbeiten, was in den Experimenten geschehen sein könnte. Alsdann wollen wir sie mit modernen Mitteln zu replizieren versuchen, um uns schließlich (im idealen Limit) an eine Replikation mit den Mitteln anzunähern, die Ritter seinerzeit hatte, also mit Sonnenlicht anstelle von Kunstlicht, mit suboptimalen Prismen anstelle der heute gebräuchlichen Prismen und mit Chemikalien der damals üblichen Standards.
An die konkreten Details der experimentellen Fallstudie wollen wir einerseits naturphilosophische Untersuchungen anschließen und insbesondere den Begriff der Polarität auf systematisch attraktive Weise explizieren. Da Ritter seine Experimente ausdrücklich als Kritik an Newtons Optik ansah und sich auf Goethes Seite stellte, wollen wir in dem Projekt herausfinden, wie plausibel diese Ambition aus damaliger und heutiger Sicht ist. Gab es damals eine haltbare Alternative zur historisch erfolgreichen newtonischen Sichtweise, die sich nicht nur mit den Phänomenen der geometrischen Optik gut verträgt, sondern auch mit denen der frühen Photochemie? Aus einer Antwort auf diese Frage soll sich auch ergeben, wieviel Potential in Goethes Anregungen für damalige Naturwissenschaftler steckte. Um das genauer auszuloten, soll andererseits die Zusammenarbeit zwischen Goethe und Ritter doppelbiographisch aufgearbeitet werden.

 

 

Im Verlauf des Forschungsprojektes stattfindende Workshops:

 

Goethes und Ritters wissenschaftliche Kooperation: Vorgeschichte, Umfeld, Probleme und Nachwirkungen

25.-27.05.2018

Workshop im Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin

 

Ritter, Goethe, ihre Prismen und die Polarität

19.-20.05.2017

Workshop im Ernst-Haeckel-Haus, Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik der Friedrich-Schiller-Universität Jena

 

Ritter, Goethe und die Photochemie: Kulturelle Kontexte für ein neues Kapitel experimenteller Wissenschaftsgeschichte

28.-30.05.2016

Workshop im Naturwissenschaftlichen Kabinett des Goethe-Nationalmuseums, Weimar