Humboldt-Universität zu Berlin - Lehrstuhl für Praktische Philosophie und Sozialphilosophie & Centre for Social Critique

Lehre

Aktuelles Semester 

Sommersemester 2023

 

CO: Philosophisches Kolloquium/Philosophical Colloquium 

Das Forschungscolloquium zur Sozialphilosophie soll der Lektüre von wichtigen Neuerscheinungen im Bereich der Sozialphilosophie und der politischen Philosophie, der Diskussion von Vorträgen sowie der Vorstellung eigener wissenschaftlicher Arbeiten dienen. Die Teilnahme ist nur nach Rücksprache vor Semesterbeginn und auf persönliche Einladung hin möglich. (rahel.jaeggi@staff.hu-berlin.de)

 

 

HS: Sozialer Wandel und Revolution: philosophische Perspektiven Teil 2

Donnerstag 12-14 Uhr

Ob wir es wollen oder nicht, sozialer Wandel, die Veränderung unserer Lebensbedingungen, geschieht. Durch die Digitalisierung sind unsere Arbeits- Lebens- und Kommunikationsverhältnisse einschneidend verändert worden. Der Klimawandel könnte das Leben und Überleben auf der Erde sogar in einer Weise radikal verändern, die sich niemand vorzustellen vermag – wenn es nicht, umgekehrt, gelingt, einen radikalen sozialen und ökonomischen Wandel, eine radikale Transformation der auf Überausbeutung der Natur beruhenden Lebensweise einzuleiten. Denn sozialer Wandel geschieht nicht nur, er wird auch von sozialen Akteuren gemacht. So tragen beispielsweise Black Lives Matter oder die MeToo-Bewegung dazu bei, rassistische und sexistische Strukturen aufzudecken und zu verändern. Aber solche Veränderungsprozesse werfen immer wieder die Frage auf, wie sich soziale Struktur und das Handeln von Akteuren genau zueinander verhalten. Wie entwickeln und beeinflussen sich verschiedene Dynamiken des technologischen, politischen, sozialen und kulturellen Wandels gegenseitig? Sozialer Wandel, so zeigen diese Fragen, hat viele Dimensionen. Er hat aber auch viele Formen. Wir kennen ereignishaft-beschleunigte Momente sozialen Wandels und Paradigmenwechsel (Revolutionen), aber auch längerfristige und undramatische Veränderungsprozesse. Um solche Dynamiken zu verstehen, ist es wichtig die Faktoren zu kennen, die sozialen Wandel auslösen, ihn steuern und hemmen, aber auch zu wissen, wie diese Faktoren aufeinander wirken. Gibt es „objektive Bedingungen“, (mit Marx: ein „passives Moment“) der sozialen Revolutionen, und wie verhält sich dieses zu den aktiven Momenten? Ist sozialer Wandel in der Summe all dieser Wechselwirkungen kontingent – oder gibt es eine immanente Logik der Veränderung, vielleicht sogar eine Entwicklung? Die Antworten, die auf solche Fragen gegeben werden, hängen von Annahmen über den Charakter historisch-sozialer Formationen ab, die sich mit den unterschiedlichen Auffassungen über den sozialen Wandel verbinden.

Unser Seminar will solche Voraussetzungen in den Blick nehmen. Im Anschluss an die Lektüren des letzten Semesters wollen wir sowohl die Auseinandersetzung mit philosophischen und sozialtheoretischen Klassikern als auch mit zeitgenössischen systematischen Ansätzen innerhalb der Philosophie der Sozialwissenschaften vertiefen. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf den Arbeiten Sally Haslangers liegen, die in diesem Semester als Benjamin Chair am Center for Social Critique sein wird.

Da das Seminar eine Fortsetzung des im WiSe begonnenen HS ist, sind Neuzugänge nur in Absprache mit den Seminarleiter:innen und nur dann sinnvoll, wenn Sie mit den im Wintersemester diskutierten Texten bereits vertraut sind. Die Bereitschaft zur extensiven seminarbegleitenden Einarbeitung in die Seminartexte wird in jedem Fall vorausgesetzt.

 

 

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